Belastendes Gedankenkreisen

Um eine Depression zu diagnostizieren, müssen verschiedene Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten. Dazu gehören depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Freude, rasche Ermüdbarkeit, Energieverlust, Verlust von Selbstvertrauen, Schuldgefühle, Veränderung des Appetits und noch einige mehr. Ein, meist sehr belastend erlebtes, Symptom einer Depression ist das ständige Grübeln und Gedankenkreisen. Dieses bringt zwar oft eine kurzfristige Entlastung, da man subjektiv das Gefühl hat, etwas zur Lösung beizutragen, langfristig belastet es aber mehr als es hilft. Irgendwann merkt der Betreffende, dass er mit Denken allein keine Lösung findet und diese ständige Beschäftigung mit einem Problem die Stimmung eher noch verschlechtert.

Wir nennen das in der Psychotherapie auch "Problemtrance", d.h. wir hypnotisieren uns gewissermaßen selbst mit dem Problem. Und in einer solchen Problemtrance ist das Finden einer Lösung fast vollkommen unmöglich. Wichtig ist dann ein Aussteigen aus diesen belastenden Gedanken. Das gelingt am einfachsten, indem wir uns ablenken, bewusst etwas völlig anderes tun, die Wohnung verlassen, Sport betreiben, Freunde treffen und zwar auch dann, wenn es schwer fällt.

Nützlich ist auch, sich in der Natur zu bewegen, ganz ins Hier und Jetzt zu kommen. Konzentrieren Sie sich darauf, was Sie gerade sehen und hören, welche Gerüche Sie wahrnehmen, wie Sie Ihre Füße spüren und Ihre Arme und Beine! Mit anderen Worten: Gehen Sie weg vom Kopf und hinein in die unmittelbare Erfahrung der fünf Sinne! Vielen Menschen hilft auch körperliche Betätigung, sei es Holz hacken oder das Training in einem Fitness Center. Das Spüren der eigenen Muskeln führt meist weg vom Kopf und stellt auf diese Weise eine Entlastung vom ständigen Grübeln dar.

In meiner psychotherapeutischen Praxis erlebe ich häufig, dass Klienten diese Ablenkung als Flucht oder gar Verdrängung erleben. Das ist aber deshalb nicht der Fall, weil ihnen das Problem ja längst bewusst ist. Sie finden nur jetzt im Moment keine Lösung. Und dann macht es auch keinen Sinn, sich weitere fünf Stunden damit zu beschäftigen. Neuropsychologisch finden wir eher eine Lösung, wenn wir zwischendurch etwas komplett anderes tun. Im Kleinen kennen Sie dieses Phänomen sicher, wenn Ihnen ein Wort oder ein Name nicht einfällt. Wenn Sie bewusst an etwas völlig anderes denken, kommt der gesuchte Begriff oft sehr schnell.

Wenn die oben genannten Symptome oder das Gedankenkreisen hartnäckig bestehen bleiben, ist es häufig sinnvoll, einen Psychotherapeuten oder Klinischen Psychologen aufzusuchen, um die Ursachen der Depression zu ergründen und, gemeinsam mit dem Experten, neue Lösungen zu finden.