Buchtipp: Bronnie Ware

Hin und wieder ist es ganz nützlich, das Leben vom Tod her zu verstehen. Der Schriftsteller Thomas Bernhard sagte einmal: "Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt." Und damit hatte er insofern recht, als der sehr nahe Tod eines Menschen sehr viele Dinge in seinem Leben relativiert. Besitz, Macht, Status, Titel und Würden werden unwichtig und Menschen erkennen immer klarer, was wirklich wichtig war im Leben.

Bronnie Ware, eine australische Autorin, schrieb zu dem Thema das Buch "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen", und es wurde ein Bestseller. Das Buch ist auch deshalb so interessant, weil Ware ihre eigene Geschichte darin verpackt und ihre schwierige Suche auf dem Weg zu sich selbst, spürbar wird. Am meisten lernte sie, wie sie schreibt, von den Sterbenden, die sie jahrelang betreute.

Das Buch mag sich gerade für den Jahresausklang besonders eignen, weil wir jetzt etwas abschalten können und möglicherweise Urlaub haben. Eine ideale Zeit, um das eigene Leben einer Neubewertung zu unterziehen und sich zu fragen, worauf es wirklich ankommt. Wir klagen in unserer Kultur so gerne, dass wir "im Stress" sind und vernachlässigen so vieles, was wir eigentlich lieber täten, aber meinen, keine Zeit dafür zu haben. Bronnie Wares Buch könnte uns helfen, in unserem Leben Neujustierungen vorzunehmen, die uns zu einem erfüllteren und zufriedeneren Leben hinführen könnten.

In ganz ähnlicher Weise untersucht der New Yorker Psychoanalytiker Irvin D. Yalom in seinem Buch "Existenzielle Psychotherapie" inwiefern die Beschäftigung mit den großen Fragen des Lebens und insbesondere mit dem Tod, die Psychotherapie entscheidend vertiefen und intensivieren kann. Auch Fragen zum Thema Freiheit, Verantwortung, existenzielle Isolation und Einsamkeit werden in dem Buch aufgeworfen. Und der Autor zeigt, wie Menschen, die mit diesen großen existenziellen Fragen konfrontiert werden, oft unerwartete Fortschritte in der Therapie machen. Eine so provokante wie therapeutisch wirksame Frage, wie: "Was hätten Sie denn gerne, dass auf Ihrem Grabstein steht?", kann mitunter Suchprozesse und Neujustierungen im Leben auslösen, die langfristig überaus heilsam sind. Vielleicht gilt das ganz besonders für die Menschen, die "eigentlich" keine Probleme im Leben haben und dennoch unzufrieden oder sogar tief unglücklich sind.

Literatur

Ware, Bronnie (2015). 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. Einsichten, die Ihr Leben verändern werden. Goldmann Verlag.
Yalom, Irvin D. (2005). Existenzielle Psychotherapie. EHP Verlag.