Trauma und Traumatherapie

Der Begriff Trauma ist heutzutage in aller Munde, wird aber leider oft sehr ungenau und viel zu breit verwendet. Im ICD 10 (International Classification of Diseases, Version 10), jenem Diagnosemanual, das die österreichischen Krankenkassen sowie Ärzte, Psychotherapeuten und Klinische Psychologen verwenden, heißt es:

"Der Betroffene war einem Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, was bei nahezu jedem Menschen eine tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde. Dazu gehören Naturereignisse oder vom Menschen verursachte Katastrophen sowie Kampfhandlungen und schwere Unfälle, aber auch Zeuge eines Mordes oder selbst Opfer von Folterungen, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderer Verbrechen zu sein."

Das Kriterium der tatsächlichen oder möglichen Lebensgefahr ist hier wichtig! Definitiv kein traumatisches Ereignis ist es, wenn meine Freundin mich verlässt, meine Bank meine EC-Karte sperrt oder meine Chefin mir Vorwürfe macht. Ich erwähne das vor allem deshalb, weil wir wirklich traumatisierten Menschen keinen Gefallen tun, wenn wir bereits von solchen Alltags-Schwierigkeiten als Trauma sprechen. Der Begriff erhält dann eine derartige Beliebigkeit, dass der Normalbürger Trauma nicht mehr ernst nimmt. Und dann wären wir wieder dort, wo wir in der Zwischenkriegszeit bereits waren, als von Traumatisierten als "Kriegszitterer" gesprochen wurde, über die man sich medial und politisch lustig machte.

Klinische Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen verfügen heute über zahlreiche Methoden und Techniken, um die Verarbeitung von traumatischen Ereignissen zu mildern und dem Betroffenen Schritt für Schritt wieder ein breiteres Spektrum an Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Sehr bekannte Traumamethoden sind beispielsweise EMDR, Brainspotting oder PEP® (nach Dr. Michael Bohne). Fachlich bestehen teilweise Unterschiede in der Behandlung von Traumata, während einige Methoden stark auf Stabilisierung und Ressourcen-Aktivierung setzen, legen anderen den Schwerpunkt auf Traumakonfrontation und -bearbeitung. In der individuellen Therapie wird das auch stark davon abhängen, wie stabil ein:e Klient:in in der aktuellen Situation ist.