Verwirrung der Psychoberufe

Arbeitsschwerpunkte Mag. Stefan Hofbauer . Psychotherapeut . Klinischer Psychologe . 1030 Wien

Den meisten Laien fällt es schwer, die verschiedenen Psycho-Berufsgruppen zu unterscheiden. Ich möchte im Folgenden daher vier Berufsgruppen erläutern, die relativ unterschiedliche Ausbildungs- und Kompetenzprofile haben und dennoch von Medienleuten und Laien oft in einen Topf geworfen werden. Ich gehe in diesem kurzen Artikel näher auf vier Berufe ein, den der Psycholog:innen, der Psychotherapeut:innen, der Psychiater:innen und der Psychosozialen Berater:innen.

Die ersten drei Berufsgruppen sind einander ähnlich, da sie alle Menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln. Die Unterschiede liegen in den Ausbildungen und in den Problembereichen, die sie behandeln. Die letzte Gruppe der Psychosozialen Berater:innen darf jedoch keine kranken Menschen behandeln!

Psycholog:in

Psycholog:innen haben ein Psychologiestudium an der Universität absolviert und mindestens einen Magister-/Master-Grad erworben. Psycholog:innen setzen sich vor allem wissenschaftlich mit dem Menschen auseinander, führen Diagnostik durch, arbeiten in Krankenhäusern und beraten Menschen. Psycholog:innen können sich in vielfältigen Bereichen spezialisieren, etwa als Klinische Psycholog:innen, Gesundheitspsycholog:innen, Neuropsycholog:innen, Sportpsycholog:innen, Wirtschaftspsycholog:innen, Arbeitspsycholog:innen, Notfallpsycholog:innen, Schulpsycholog:innen, etc.
Für Klient:innen ist wichtig zu wissen, dass die psychologische Diagnostik von Klinischen Psycholog:innen eine Kassenleistung ist, nicht aber die psychologische Beratung und Behandlung.

Psychotherapeut:in

Psychotherapie ist ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich für die Behandlung von psychischen, psychosozialen und psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. In Österreich ist der Beruf der Psychotherapeut:innen eine sekundäre Ausbildung, die einen sogenannten Quellberuf erfordert. Die Psychotherapie-Ausbildung können unter anderem Psycholog:innen, Ärzt:innen, Pädagog:innen, Theolog:innen, Sozialarbeiter:innen und Diplomkrankenpfleger:innen absolvieren. Psychotherapeut:innen sollten Menschen aufsuchen, deren Probleme länger bestehen und die ernsthaft an Veränderung interessiert sind. Einen Überblick über mögliche Fragestellungen, bei denen eine Psychotherapie sinnvoll sein kann, liefert die Seite Psychotherapie.
Für Klient:innen ist wichtig zu wissen, dass Psychotherapie, bei Vorliegen einer krankheitswertigen Diagnose laut ICD 10, von der Krankenkasse teilrefundiert werden kann. Es gibt auch ein beschränktes Kontingent an voll finanzierten Psychotherapie-Plätzen. Hier bestehen für jedes Bundesland unterschiedliche Regelungen und teilweise recht lange Wartezeiten.

Psychiater:in

Psychiater:innen oder Fachärzt:innen für Psychiatrie und Neurologie haben Medizin studiert und eine Facharztausbildung absolviert. Als Ärzt:innen sind Sie auf die Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen und Krankheiten spezialisiert. Sie können bei Bedarf Medikamente verschreiben. Ganz grob kann gesagt werden, dass Menschen mit gravierenden psychischen Problemen (Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankung, schwere Depression…) eine/n Psychiater:in benötigen. Psychiater:innen arbeiten im Krankenhaus oder in freier Praxis.
Die Finanzierung läuft, wie bei anderen Ärzt:innen auch, über Kassenvertrag oder Wahlarztsystem.

Psychosoziale Berater:innen

Als Diplomierte Psychosoziale Berater:innen bezeichnet man Menschen, die eine Lebens- und Sozialberater:innen-Ausbildung absolviert haben. Diese Ausbildung dauert drei Jahre und schließt seit 2022 mit einem Bachelor ab. Lebens- und Sozialberater:innen oder Psychosoziale Berater:innen dürfen nur mit gesunden Menschen arbeiten, die im Alltag mit belastenden Situationen konfrontiert sind, solange noch keine krankheitswertige Störung vorliegt. Die Behandlung von psychisch oder körperlich kranken Menschen ist jedenfalls Ärzt:innen, Klinischen Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen vorbehalten! Weshalb es natürlich auch keine Kassenfinanzierung für eine Beratung bei Lebens- und Sozialberater:innen geben kann.

Meine Ausbildungen

Ich selbst bin übrigens Klinischer Psychologe sowie Psychotherapeut. In all diesen Berufen bin ich gesetzlich zu laufenden Weiterbildungen verpflichtet. In den letzten Jahre absolvierte ich insbesondere im Bereich Traumatherapie zahlreiche Fort- und Weiterbildungen (siehe: Fort- und Weiterbildungen).